“Casino Royale”

Alles, was ich zum neuen Bond sagen möchte, habe ich in den letzten Woche schon mal irgendwo gelesen. Das spricht entweder für meine mangelnde Originalität oder — was ich hoffe — dafür, dass eine derartige Umwälzung der 44 Jahre alten Bond-Serie einfach in vielen Leuten dieselben offensichtlichen Vergleiche erzeugt. Deshalb hier in Kurzform:
  • Daniel Craig ist nicht James Bond; genauer gesagt, nicht der James Bond, wie er bisher dargestellt wurde. Und das, um es mit dem Herrn aus Berlin zu sagen, ist auch gut so. Das haben wohl auch die Betreiber der Protestseite www.craignotbond.com eingesehen, denn die Seite ist weg.
  • Das heißt, der neue Bond (der ja eigentlich der alte Bond ist, weil er, wie es heißt, viel näher an Ian Flemings Romanfigur ist) ist kein weltbekannter Jetsetter (say it with me: "secret agent"), sondern in den Worten seiner Vorgesetzten ein "blunt instrument"; und er wird vor allem dafür bezahlt, dass er Leuten ordentlich was auf die Fresse geben kann, salopp gesagt. Und dass er nicht quengelt, wenn ihm sowas passiert. (And, boy, does it.)
  • Eine Möglichkeit, den Film sehr kurz zu fassen, ist: "Bond Begins", aber auch darauf sind schon andere vor mir gekommen.
  • Dame Judi (bekannt aus "The Chronicles of Riddick" — und sogar dieser Witz ist nicht von mir) hat eine merklich größere Rolle als in den letzten Filmen und mindestens genauso schöne Dialoge: "In the old days if an agent did something that stupid, he would have had the good sense to defect. Christ, I miss the Cold War."
  • Interessant auch, dass diese Umwälzung der Bond-Serie wieder unter der Regie von Martin Campbell stattfindet, dessen anderer Bond-Film vor elf Jahren ja nun auch eine (wenn auch weniger extreme) Umorientierung der Serie darstellte.
  • Finally, Eva Green is quite easy on the eyes (Rubrik "No Shit, Sherlock") and has a marvellous British accent for a French girl.
Wenn ich mich von bereits Vorgedachtem löse, bleibt mir nur noch dies: Ich habe dem Film da rechts zwei von vier meiner höchst subjektiven Sternchen gegeben, aber jeder, der mal wieder Bock auf einen anständigen Actionfilm hat, ist mit "Casino Royale" gut beraten und kann sich mit 'nem Edding den dritten Stern auch noch ausmalen.*

Ich persönlich musste gestern nur (leider?) feststellen, dass ich mich bei langen, aufregenden Actionsequenzen mit Sprengsätzen und Pistolen und Tankwagen und Flugzeugen schlicht langweile. (Und weiterhin war's mir persönlich am Ende etwas zu wendungsreich; schön eigentlich, dass es nicht das klassische "Bond gegen den durchgeknallten Oberbösen und dann noch gegen dessen main henchman"-Schema war, aber trotzdem fühlte es sich etwas bemüht an.)

Es half natürlich auch nicht, dass meine gefühlte Zubettgehzeit momentan so bei 21:30 liegt (und ich die Abende, an denen ich in den letzten zwei Wochen da auch wirklich ins Bett gegangen bin, an keiner Hand abzählen kann**), wir die 20-Uhr-Vorstellung gewählt haben, der Film bescheidene 144 Minuten dauert und vorher — tief Luft holen — dreiundvierzig befickte Minuten Werbung liefen. (Für Kopfrechenschwache: Der Film war gegen 23:15 zu Ende, also eindreiviertel Stunden, nachdem ich eigentlich im Bett hätte liegen wollen.***)


* Kids, don't do this at home.

** Doch, einmal, am Sonntag. Da habe ich dann gelernt, dass Schwip Schwap Koffein enthält …

*** Und endlich zu Hause angekommen, fand ich es dann noch ganz wichtig, sicherzustellen, dass ich mich in meinem Koffein-Delirium vom Vorabend (siehe **) nicht hatte. Wurde dann so 1:00, bis ich die Äuglein schloss.
Maroe - 30. Nov. 2006, 13:35

Mein Problem...

hast du mit dem Absatz "Ich persönlich musste gestern nur (leider?) feststellen, dass ich mich bei langen, aufregenden Actionsequenzen mit Sprengsätzen und Pistolen und Tankwagen und Flugzeugen schlicht langweile." sehr gut beschrieben. Action for Action's sake finde ich zunehmend langweilig. Es fiel mir schon immer schwer, emotionell in Bond zu investieren, vor allem, weil man todsicher (haha) weiss, dass er da rauskommt.
Dass er besser als erwartet/befürchtet ist, freut mich natürlich, aber ich habe das dumpfe Gefühl, dass ich die Anzahl von Bondfilmen, die für mein Leben wichtig (richtig?) sind, erreicht habe.

ojh - 30. Nov. 2006, 13:55

"I know exactly what you mean"

(obviously, since you were basically agreeing to me), but ... it's a Bond movie, Jim, but not a Bond movie as we know it.

Und im Gegensatz zu so ungefähr allen anderen Bond-Filmen (außer vielleicht "Goldeneye") kann ich mir sogar vorstellen, mir den freiwillig nochmal anzugucken (mit weniger Schlafmangel vor- und befürchtertermaßen nachher).

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