Der Einfluss populärgeographischer Softwareanwendungen auf den Spontantourismus des beginnenden 21. Jahrhunderts
Äh. Ja. Ich hatte in letzter Zeit immer mal wieder das Gefühl, dass hier zuviel sogenanntes Leben um mich rum war. Nicht die drei Wochen neulich, ganz im Gegenteil, sondern so generell. Ich denke, ich bin nicht der erste, der feststellt, dass "In Ruhe nachdenken" oft schwierig ist, wenn man eine DSL-Flatrate hat.
I went to the mountains for the weekend to sort things out. Life makes more sense standing alone by a lake at high elevation with a fly rod in hand. The tentacles of the world and my false self seemed to give way as I climbed up into the Holy Cross Wilderness. On the second day God began to speak. John, you can take that job if you want to. It's not a sin. But it'll kill you and you know it. He was right; it had False Self written all over it. If you want to follow Me, he continued, I'm heading that way.
John Eldredge: "Wild at Heart"; Kapitel 11, "An Adventure to Live" Diesem Buch schreibe ich ja ohnehin einen großen Teil meiner persönlichen Entwicklung der letzten anderthalb Jahre zu. Nicht als Ursprung, aber als Auslöser und als eins der Mittel zu verstehen, was da mit mir vorging (und -geht), und zu beurteilen, ob es mir gefällt.
Ich hatte zwar kein konkretes Jobangebot oder so — eigentlich gar nichts, das ganz unbedingt einer Antwort bedurft hätte, aber die Idee, einfach mal raus zu kommen, irgendwohin, wo nichts ist, niemand, den ich besuchen will, nichts weiter als … Welt; mir einfach mal den Kopf durchpusten zu lassen und zu gucken, was da eigentlich drin ist, ohne mich dabei, wie ich es sonst so gern mache, mit anderen auszutauschen; diese Idee faszinierte mich langsam gärend im Hinterkopf seit so April letzten Jahres, als ich obiges das erste Mal gelesen hatte.
Die letzten Wochen wurde das Bedürfnis immer stärker, nicht zuletzt bestimmt auch durch die Berichte zweier Ex-Extremfernreisendinnen, und Freitag auf dem Nachhauseweg fiel mir auf, dass mich wirklich nichts daran hinderte, das einfach morgen (also vorgestern) zu machen.
Mein erster Gedanke war, vielleicht tatsächlich mal wirklich wieder die Nordsee zu Gesicht zu bekommen, aber in Ermangelung einer Bahncard* war mir Neuharlingersiel, das erste worauf mein Blick fiel, mit fast 90 € zu teuer. Das tatsächliche Ziel wurde mir dann von der Deutschen Bahn in Form des Freizeittickets geradezu aufgedrängt: 19 € für Hin- und Rückfahrt nach Bremen ist ein schöner Preis, und die einzige Bedingung, nämlich dass Hin- und Rückfahrt am selben Tag statfinden müssen, passte auch genau in mein Konzept.
Und Bremen passte auch. Durch den Bremer Hauptbahnhof bin ich schon gefühlte hunderttausend Mal auf dem Weg nach Bochum und zurück gefahren und dachte immer (na ja, gelegentlich), hier könnte ich ja auch mal irgendwann aussteigen. Gerade letzte Woche auf dem Weg nach Dortmund (und, auch hier, zurück) hatte ich das nochmal gedacht.**
Und das Erste, das mir bei Bremen ins Auge fiel, war ein sich gar drollig schlängelnder Zufluss der Weser***. Einen kurzen Kampf mit dem Bremer ÖPNV später stand dann der eigentlich vollkommen willkürliche Plan halbfest, von St. Magnus die Lesum entlang nach Lilienthal zu wandern. Ich gehe ja schon immer gern zu Fuß, und auch wenn geschätzte 25 km etwas unheimlich waren, musste das in zehn Stunden auf jeden Fall zu schaffen sein.
Im Bus nach St. Magnus verlängerte sich die Strecke dann ein wenig, weil ich sah, dass der Bus etwas später nach Vegesack fuhr, und ich diesen Namen schon immerextrem bekloppt ganz toll fand. Außerdem, dachte ich mir, sehe ich dann noch die Lesum in die Weser münden. (Was, eigentlich vorhersehbarerweise, gar nicht so spektakulär ist. Aber egal.)
Ja, und an dieser Stelle hätte ich jetzt gern eine super Pointe, die mir bloß leider fehlt. Eifrige Leser dieses Blogs wissen bereits, dass ich in oder kurz hinter Wummensiede einem weiteren, noch kleineren Zufluss gefolgt bin, von dem ich nur aus dem Namen der sich endlos entlangziehenden Kleingartensiedlung**** schließen kann, dass es sich um die "kleine Wümme" handelt.
Die Erkenntnisse, auf die ich eingangs vielleicht Hoffnung geschürt habe, sind nicht so umfangreich oder konkret ausgefallen, wie ich das gehofft habe. Dennoch hat mir der Tag was gebracht und war insgesamt wundersam genug für mich. Die Freiheit, einfach so irgendwo hinzufahren und rumzulaufen, ohne Sinn und Verstand eigentlich, war mir neu. Und so albern das jetzt vielleicht klingt; das hatte was Abenteuerliches.
Und diese Bank kam dann später auch genau im richtigen Moment. Ja, sorry, ich versuche gerade unauffällig davon abzulenken, dass ich über die konkreten Dinge, die mir so in den Sinn kamen, hier nichts sagen will. Und ich finde es extrem faszinierend, auf einem Satellitenfoto die Bank im niederblockländischen Nirgendwo zu sehen, auf der ich vorgestern den Philipperbrief gelesen habe.
Google Earth und Google Maps sind einfach geil! In diesem Sinne …
* Die vorläufige lag in der Firma; die endgültige war in der Post und sollte spaßigerweise genau am Samstag ankommen. ^
** Ich war allerdings schon einmal in Bremen, nämlich für ungefähr zwei Stunden im Januar in Johannas Gemeinde. Natürlich kam ich genau da dann am Samstag auch wieder vorbei, allerdings drei Stunden vorm Gottesdienst. ^
*** Inzwischen weiß ich, dass es sich dabei um die Lesum und weiter östlich die Wümme handelt. ^
**** Ja, das ist genau so spießig wie es klingt. Daran ungefähr anderthalb Stunden vorbeizulaufen, immer schön durch kleine Grundstückchen vom Fluss getrennt, zog sich enorm. ^
I went to the mountains for the weekend to sort things out. Life makes more sense standing alone by a lake at high elevation with a fly rod in hand. The tentacles of the world and my false self seemed to give way as I climbed up into the Holy Cross Wilderness. On the second day God began to speak. John, you can take that job if you want to. It's not a sin. But it'll kill you and you know it. He was right; it had False Self written all over it. If you want to follow Me, he continued, I'm heading that way.
John Eldredge: "Wild at Heart"; Kapitel 11, "An Adventure to Live" Diesem Buch schreibe ich ja ohnehin einen großen Teil meiner persönlichen Entwicklung der letzten anderthalb Jahre zu. Nicht als Ursprung, aber als Auslöser und als eins der Mittel zu verstehen, was da mit mir vorging (und -geht), und zu beurteilen, ob es mir gefällt.
Ich hatte zwar kein konkretes Jobangebot oder so — eigentlich gar nichts, das ganz unbedingt einer Antwort bedurft hätte, aber die Idee, einfach mal raus zu kommen, irgendwohin, wo nichts ist, niemand, den ich besuchen will, nichts weiter als … Welt; mir einfach mal den Kopf durchpusten zu lassen und zu gucken, was da eigentlich drin ist, ohne mich dabei, wie ich es sonst so gern mache, mit anderen auszutauschen; diese Idee faszinierte mich langsam gärend im Hinterkopf seit so April letzten Jahres, als ich obiges das erste Mal gelesen hatte.
Die letzten Wochen wurde das Bedürfnis immer stärker, nicht zuletzt bestimmt auch durch die Berichte zweier Ex-Extremfernreisendinnen, und Freitag auf dem Nachhauseweg fiel mir auf, dass mich wirklich nichts daran hinderte, das einfach morgen (also vorgestern) zu machen.
Mein erster Gedanke war, vielleicht tatsächlich mal wirklich wieder die Nordsee zu Gesicht zu bekommen, aber in Ermangelung einer Bahncard* war mir Neuharlingersiel, das erste worauf mein Blick fiel, mit fast 90 € zu teuer. Das tatsächliche Ziel wurde mir dann von der Deutschen Bahn in Form des Freizeittickets geradezu aufgedrängt: 19 € für Hin- und Rückfahrt nach Bremen ist ein schöner Preis, und die einzige Bedingung, nämlich dass Hin- und Rückfahrt am selben Tag statfinden müssen, passte auch genau in mein Konzept.
Und Bremen passte auch. Durch den Bremer Hauptbahnhof bin ich schon gefühlte hunderttausend Mal auf dem Weg nach Bochum und zurück gefahren und dachte immer (na ja, gelegentlich), hier könnte ich ja auch mal irgendwann aussteigen. Gerade letzte Woche auf dem Weg nach Dortmund (und, auch hier, zurück) hatte ich das nochmal gedacht.**
Und das Erste, das mir bei Bremen ins Auge fiel, war ein sich gar drollig schlängelnder Zufluss der Weser***. Einen kurzen Kampf mit dem Bremer ÖPNV später stand dann der eigentlich vollkommen willkürliche Plan halbfest, von St. Magnus die Lesum entlang nach Lilienthal zu wandern. Ich gehe ja schon immer gern zu Fuß, und auch wenn geschätzte 25 km etwas unheimlich waren, musste das in zehn Stunden auf jeden Fall zu schaffen sein.
Im Bus nach St. Magnus verlängerte sich die Strecke dann ein wenig, weil ich sah, dass der Bus etwas später nach Vegesack fuhr, und ich diesen Namen schon immer
Ja, und an dieser Stelle hätte ich jetzt gern eine super Pointe, die mir bloß leider fehlt. Eifrige Leser dieses Blogs wissen bereits, dass ich in oder kurz hinter Wummensiede einem weiteren, noch kleineren Zufluss gefolgt bin, von dem ich nur aus dem Namen der sich endlos entlangziehenden Kleingartensiedlung**** schließen kann, dass es sich um die "kleine Wümme" handelt.
Die Erkenntnisse, auf die ich eingangs vielleicht Hoffnung geschürt habe, sind nicht so umfangreich oder konkret ausgefallen, wie ich das gehofft habe. Dennoch hat mir der Tag was gebracht und war insgesamt wundersam genug für mich. Die Freiheit, einfach so irgendwo hinzufahren und rumzulaufen, ohne Sinn und Verstand eigentlich, war mir neu. Und so albern das jetzt vielleicht klingt; das hatte was Abenteuerliches.
Und diese Bank kam dann später auch genau im richtigen Moment. Ja, sorry, ich versuche gerade unauffällig davon abzulenken, dass ich über die konkreten Dinge, die mir so in den Sinn kamen, hier nichts sagen will. Und ich finde es extrem faszinierend, auf einem Satellitenfoto die Bank im niederblockländischen Nirgendwo zu sehen, auf der ich vorgestern den Philipperbrief gelesen habe.
Google Earth und Google Maps sind einfach geil! In diesem Sinne …
* Die vorläufige lag in der Firma; die endgültige war in der Post und sollte spaßigerweise genau am Samstag ankommen. ^
** Ich war allerdings schon einmal in Bremen, nämlich für ungefähr zwei Stunden im Januar in Johannas Gemeinde. Natürlich kam ich genau da dann am Samstag auch wieder vorbei, allerdings drei Stunden vorm Gottesdienst. ^
*** Inzwischen weiß ich, dass es sich dabei um die Lesum und weiter östlich die Wümme handelt. ^
**** Ja, das ist genau so spießig wie es klingt. Daran ungefähr anderthalb Stunden vorbeizulaufen, immer schön durch kleine Grundstückchen vom Fluss getrennt, zog sich enorm. ^
Montag, 3. Sep. 2007, 23:18 -
2 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
WoW
Ich würde jetzt am liebsten in den nächsten Flieger steigen und irgendwo hinfliegen (das Transportmittel soll deinen Ausflug nicht schmälern!!! Ich muss nur ganz schnell ganz weit weg!)
Ich habe so ein Fernweh!!!
Und ich will auch einfach wandern und durch die Natur gehen und sehen, wie sich all diese "Probleme" hier relativieren.
Und noch mal zu deinem Beitrag:
Ich finds total toll, dass du das gemacht hast und ich bin gerade wirrklich gerührt. Warum, verstehe ich selber nicht so ganz.