Nix is
2. Nov. 2007
WG-ZIMMER — INNEN/NACHT
Typische Stundentinnen-Einrichtung: Vifele Bücher, voller Schreibtisch, ein wenig Verspieltes; insgesamt eher karg, aber wohnlich.
In der Ecke des Zimmers steht ein Hochbett. Oben brennt Licht, aber nichts rührt sich. Hinter einer Mauer von Bettdeckenf und Kissen ist nicht zu erkennen, was dort unter Umständen vor sich geht.
Plötzlich hält eine Frauenhand ein Taschenbuch über den Bettenrand und lässt es fallen.
NEUER BLICKWINKEL
Das Buch landet laut KLATSCHEND auf dem Parkettboden. Im Hintergrund die geschlossene Zimmertür, daneben die Heizung, über dieser der Lichtschalter.
Ein Flummi wird an die Wand neben die Tür geworfen: BOING – BOING – BUMbumbumbumbum.
Ein zweiter: BOING – BOING – BUMbumbumbumbum.
Noch einer: BOING – BOING – BUMbumbumbumbum.
Eine FRAUENSTIMME stöhnt genervt.
BOING – BOING – BUMbumbumbumbum.
JESSICA (OFFSCREEN)
(ruft, leicht genervt)
Bettina, soll ich dir das Licht ausmachen?
NEUER BLICKWINKEL: OBEN IM HOCHBETT
liegt BETTY, todmüde, neben sich ein Schuhkarton voller Flummis.
BETTY
(ruft)
Oh, würdest du?
NEUER BLICKWINKEL: ZIMMERTÜR
Durch die Scheibe in der Tür ist jetzt Licht zu sehen. Die Tür wird geöffnet, JESSICA schaut herein, lächelt leicht gequält, schaltet das Licht aus und schließt die Tür wieder.
BETTY
(ruft)
Danke!
Das Licht draußen geht aus.
2. Dez. 2007
FESTIVALGELÄNDE — ZELTPLATZ — AUSSEN/TAG
Wolkenverhangener Himmel, es regnet leicht, ist aber warm. Auf dem Zeltplatz tummeln sich etliche unausgeschlafen aber glücklich wirkende junge Leute.
Vor einem kleinen Zelt sitzt JAN auf einer Bierkiste. Etwas weiter weg lehnt MARKUS an einen Laternenpfahl und wippt leicht mit der Rockmusik, die in der Ferne zu hören ist.
Eine blonde TUSE in Stiefeln, Bikinioberteil und abgeschnittener Jeans kommt tanzend den Weg entlang, offenbar ohne konkretes Ziel.
Jan beäugt sie wohlwollend.
JAN
Coole Schuhe.
Die Tuse lächelt ihn kurz an, tanzt weiter, bleibt aber stehen.
Nach einer Weile:
TUSE
Dein Zelt?
JAN
(zeigt auf Markus)
Unseres.
Die Tuse öffnet den Reißverschluss des Zeltes und schaut hinein
TUSE
Sieht gemütlich aus.
JAN
(lächelt)
Ich bin Jan.
TUSE
Macht ja nix.
(Pause)
Kommst du?
Jan wirft Markus einen leicht verzweifelten Blick zu.
Markus zuckt resigniert mit den Schultern.
MARKUS
Kannste mein Handy noch ...?
Die Hand der Tuse erscheint im Zelteingang und hält ein blaues Handy nach draußen.
Jan kniet sich an den Zelteingang und zeigt hinein.
JAN
Nee, das schwarze.
Jan wirft Markus sein Handy zu.
Markus fängt es und steckt es ein.
MARKUS
19:00 die Kilians?
TUSE
(im Zelt; lacht)
Keine Sorge.
Markus schaut leicht verwirrt.
Jan zuckt mit den Schultern und steigt auch ins Zelt.
MARKUS
(seufzt)
Ich will nach Hause.
SCHNITT
WG-KÜCHE — INNEN/NACHT
Markus öffnet die Tür und schaut hinein.
MARKUS
Äh, Betty, wo ist mein Bettzeug?
Betty schaut von ihrer Modezeitschrift auf.
BETTY
Wasch ich gerade.
MARKUS
Wow. Danke. – Wieso?
BETTY
Na, weil ich dachte, dich stört das vielleicht, weil Jessica da drin geschlafen hat. Also, fand ich jetzt irgendwie angebracht.
MARKUS
Klar.
(Pause)
Wer ist jetzt Jessica?
BETTY
Na, die aus ihrer WG raus musste, weil ihre Mitbewohnerin am Wochenende ihre ganze Verwandtschaft zu Besuch hatte.
MARKUS
Du gibst dir echt Mühe, das so klingen zu lassen, als wüsste ich irgendwas davon, oder?
BETTY
Ach so. Oh. Ja. Das hat sich ergeben, kurz nachdem ihr los wart. Ich hab Jan angerufen.
MARKUS
Cool. Und der hat mein Bett angeboten? Ich will mich gar nicht so anstellen, ich bin sicher, sie hat keine Flöhe oder so, aber ... ich wundere mich nur so'n bisschen.
BETTY
Nee, der sagte nur, das wär okay.
MARKUS
Und...?
BETTY
Ja, glaubst du, ich biete so einem süßen Mädel, die gerade mal ein paar Wochen in der Stadt ist, Jans Bett an? Weiß ich, wann der zuletzt sein Laken gewaschen hat? Und was da seitdem drauf passiert ist?
MARKUS
Ja, nee, klar. Ich zieh dann mal neues auf.
BETTY
Nee, lass, das mach ich.
MARKUS
Nee, nee, kein Problem.
Markus schließt die Tür.
Die Tür öffnet sich wieder. Jan kommt herein und geht an den Kühlschrank.
Markus steht noch draußen auf dem Flur und denkt.
MARKUS
Nur der Vollständigkeit halber: Woher kanntest du die?
BETTY
Ist keins von den Models, tut mir leid.
MARKUS
(Pause)
Hätte ich wenigstens mal im selben Bett geschlafen wie eine von denen. So'n Mist.
JAN
(mit dem Kopf im Kühlschrank)
Du hast mal in Bettys Bett geschlafen.
MARKUS
(ignoriert ihn)
Also, woher?
BETTY
Ach, Frieda kannte die irgendwie aus der OE. Na ja, und ihre Mitbewohnerin ... oder ihr Freund oder so ... Da kam halt lauter Besuch und sie wollte möglichst raus, wegen Platz und so.
MARKUS
Sehr enge Freundin, also.
BETTY
Stört dich das jetzt, oder wie?
MARKUS
Nee, geht schon. Ist nur irgendwie nicht optimal. – Vielleicht habe ich irgendwie Angst, demnächst nach Hause zu kommen und eine Zirkusfamilie oder ein paar Leguane in meinem Zimmer zu finden.
Jan lacht und macht den Kühlschrank zu, in der Hand einen Joghurt.
JAN
Du machst dir vielleicht Sorgen.
Die Türglocke klingelt.
WG — FLUR — INNEN/NACHT
Markus dreht sich um und macht die Tür auf.
Draußen steht JESSICA.
Markus' Gesichtszüge entgleisen leicht.
Jessica schaut ihn an, überlegt kurz.
JESSICA
Markus?
Markus ringt um Fassung.
Jessica beginnt, wie wild in ihrem Rucksack zu wühlen und holt schließlich eine Banane hervor.
Markus ist mittlerweile wieder zu so etwas wie einem Lächeln in der Lage.
Jessica hält ihm die Banane hin.
JESSICA
Danke, dass ich bei dir unterkommen konnte. Hat Betty erzählt ...?
MARKUS
(schaut auf die Banane)
Äh. Ja. Äh. Äh.
(nimmt die Banane)
Danke.
Jessica lächelt weiter charmant. Markus' Lächeln ist vor Verwirrung erstarrt.
JESSICA
Kann ich kurz ...?
Jessica wartet nicht auf Antwort, sondern drängt sich vorsichtig in die Wohnung und in die Küche.
Markus schaut regungslos auf die Banane, fängt sich dann und schließt die Wohnungstür.
10. Dez. 2007
MARKUS' ZIMMER - WG - INNEN/TAG
Markus räumt diverse Zettel und Bücher von seinem Schreibtisch auf sein Bett und breitet dann andere Zettel und Bücher auf dem Schreibtisch aus.
Als er sich hinsetzt, schaut Betty zur Tür herein.
BETTY
Wo is'n Jan?
MARKUS
Hm?
BETTY
Jan. So groß, meistens 'ne Ische im Arm, oder wenigstens ein Bier.
MARKUS
M-hm.
BETTY
Und?
MARKUS
Was weiß ich. Bin ich der Hüter meines Mitbewohners?
BETTY
Wo ist denn der Arsch? Der wollte mit mir 'n Drucker kaufen.
MARKUS
Tja.
BETTY
(zeigt; amüsiert)
Was ist das denn?
MARKUS
Was?
Betty nimmt eine Banane vom Schreibtisch und schaut kritisch-fragend.
MARKUS
Was?
BETTY
Du hast die noch?
MARKUS
Wie?
BETTY
Die von Jessica, oder?
MARKUS
Äh ... und?
Betty grinst.
MARKUS
(defensiv)
Die kann man doch noch essen.
BETTY
(grinsend)
M-hm.
Markus schaut bemüht unverständig.
Betty schaut ihn an, immer noch grinsend. Dann zieht sie ihr Handy aus der Hosentasche und schaut aufs Display.
BETTY
Hast du jetzt nicht Städtebau?
MARKUS
Eigenlich ja, aber ich muss noch das Aquädukt zuende zeichnen und bin viel zu spät dran. Klappt aber auch nicht.
Betty schaut fragend.
MARKUS
Kann mich nicht so recht konzentrieren.
Betty grinst wieder.
BETTY
Das heißt, du kommst sowieso nicht weiter?
Markus nicht leicht resigniert.
BETTY
Also, ist es nicht so, dass du wirklich irgendwie Zeit verlierst, wenn ich dich ablenke?
MARKUS
(kennt das Spielchen)
Was?
BETTY
Dann gehst du jetzt mit mir 'nen Kaffee trinken.
Markus schaut fragend.
BETTY
Den wollte eigentlich auch Jan mit mir trinken. Aber wenn der nicht da ist ... Alleine ist doof.
Markus steht auf und schaut zweifelnd zurück auf den Schreibtisch.
BETTY
Du hast gesagt, du kannst dich sowieso nicht konzentrieren.
Markus seufzt.
SPÄTER
Markus kommt wieder in sein Zimmer und lässt hektisch seine Jacke fallen. Er stöhnt unzufrieden und schaut die Zettel auf seinem Schreibtisch an.
Sein Blick fällt auf die Banane. Er nimmt sie in die Hand und drückt sie etwas. Dabei sappscht etwas verflüssigte Banane heraus.
MARKUS
Argh.
WG - KÜCHE - INNEN/TAG
Markus wirft die Banane in den Mülleimer. Er denkt kurz nach und wischt dann mit etwas Küchenpapier den Tisch ab, ohne großen Erfolg.
IM MÜLLEIMER
wird die Banane von Markus' hineingeworfenen Küchenpapier verdeckt.
MARKUS
schaut etwas ertappt, als die Wohnungstür aufgeschlossen wird.
IM FLUR
kommt Jan zur Tür herein, komplett übernächtigt.
MARKUS
Hey.
Jan grunzt nur als Antwort.
MARKUS
Wo warst du denn? Hast du die noch abgeschleppt?
Jan grinst selig.
MARKUS
Betty hat dich gesucht.
JAN
(mit schlechtem Gewissen)
Fuck. Das war heute, oder?
Jan macht sich ein Nutellabrot. Währenddessen:
MARKUS
Offenbar. Sie ist jetzt statt dessen einshoppen. Euern Mittwochskaffee hab ich mit ihr getrunken.
(Pause)
War aber nervig, weil sie immer wieder gemeckert hast, dass du nicht da warst.
JAN
Und du hättest lieber über dich geredet?
MARKUS
Haha. Ich hatte nur nichts zu sagen, weil sie ja bestimmt wieder nicht wissen sollte, wo du bist. Ich hab keinen Bock, sie jetzt sogar anzulügen, ohne erst von dir bekniet worden zu sein. Nächstes Mal sag ich's ihr einfach, wenn du ... anderweitig beschäftigt bist.
JAN
(kauend)
Mach doch.
(grinst)
Nee, hey, das war super von dir. Die ... war echt klasse.
MARKUS
Will ich nicht hören.
JAN
Ich meinte vom Charakter.
MARKUS
Klar.
JAN
Hast du schon gegessen?
MARKUS
'nen Muffin bei Balzac.
JAN
Na, dann komm. Ich wollte dich gerade von der Stadtplan-Vorlesung abholen.
MARKUS
Was? Nee, ich muss mein Referat—
JAN
Aber die OE ist gerade vorbei! Sören und Ben sind auch da.
MARKUS
(unentschlossen)
Jetzt?
JAN
Ja, los.
Markus seufzt und geht hinaus.
MARKUS
(im Flur)
Ich hol nur meine Jacke.
UNI - EINGANGSHALLE - INNEN/TAG
Geräumige, aber leicht schmuddelige Eingangshalle. Viele Studenten gehen herum, die meisten im Gespräch, miteinander oder am Handy.
Markus und Jan gehen zielstrebig auf eine Bank zu, auf der schon SÖREN, BEN und FRANK sitzen, die die beiden offenbar kennen. Man begrüßt einander.
JAN
(zu Frank)
Du auch hier?
FRANK
(lächelt)
Unter Protest. Sören und ich müssen nachher noch was vorbereiten.
Jan und Markus setzen sich neben die anderen auf die Bank.
GEGENÜBER
steht neben einer Treppe zu den Toiletten im Keller ein Kaffee-Automat, mit Cappuccino, Kakao und allem möglichen Schnickschnack; mit Hanuta- und politischen Aufklebern verunziert und ziemlich mitgenommen, aber dennoch in Betrieb.
EIN STUDENTENPÄRCHEN kommt zum Automaten und bleibt stehen.
STUDENTIN
Komm, ich lad dich ein.
Sie steckt Geld in den Automaten und wählt Getränke.
AUF DER BANK
schauen Markus, Jan und die anderen angestrengt und leicht enttäuscht. Nur Frank schmunzelt.
AM AUTOMATEN
gibt die Studentin ihrem Begleiter einen Plastikbecher Kaffee und die beiden gehen.
BEN (OFF)
Hatte die das jetzt passend, oder ...?
JAN
Das hat er ihr bestimmt mal erklärt.
AUF DER BANK
verdreht Markus wegen des Machospruchs leicht die Augen.
SÖREN
Da!
AM AUTOMATEN
kommt eine ROTHAARIGE STUDENTIN an und liest sich die Optionen des Automaten durch.
AUF DER BANK
BEN
Yeah, die ist neu.
JAN
Und lecker.
Markus stöhnt leise.
AM AUTOMATEN
wirft die Rothaarige Geld ein und wählt ein Getränk. Der Automat beginnt zu arbeiten und wirft Wechselgeld aus.
Das Wechselgeldfach hat keine Plastikklappe mehr, so dass das Geld herausspringt.
Die Rothaarige greift nach dem fliegenden Geld, erwischt es aber nicht. Es landet auf dem Boden, rollt ein Stück und fällt dann an der Treppe vorbei in den Keller.
AUF DER BANK
lachen die Zuschauer sich scheckig. Frank grinst lediglich, mehr über seine Freunde als das Missgeschick der Rothaarigen.
FRANK
Wie lange macht ihr das jetzt schon?
SÖREN
Na ja, seit dem zweiten Semester halt.
MARKUS
(lachend)
Im ersten ist uns das passiert.
JAN
Tradition halt. Musst du doch kennen.
Frank grinst.
JAN
(haut Markus in die Seite)
Hey!
BEN
Volles Programm!
AM AUTOMATEN
kommt Jessica, ihr Handy vom Ohr nehmend, zu der Rothaarigen.
MARKUS (OFF)
(leise)
Scheiße ...
JESSICA
Was?
ROTHAARIGE
Der blöde Automat hat mein Geld in den Keller geschmissen.
JESSICA
(lacht)
Echt?
ROTHAARIGE
(freundlich)
Doofe Kuh.
Die Rothaarige geht kopfschüttelnd in den Keller.
MARKUS
Hoffentlich sieht die uns nicht.
SÖREN
Hä?
JAN
Wieso?
MARKUS
Ich kenn die.
JAN
Ja, und? Da muss jeder mal durch. Die haben uns damals auch ausgelacht.
Jessica schaut zu den Jungs auf der Bank, mehr aus Langeweile wegen des Wartens als wegen des Lachens. Sie erkennt Markus und Jan offenbar.
Markus erstarrt, hebt die Hand in Jessicas Richtung.
JAN
Alter, wenn du jetzt winkst!
Markus schaut Jan an, wird leicht rot.
JAN
Och, wie süüüß.
Äh ... *fingerhochheb*
Ich bin gespannt, wie lange die Verwirrung noch anhält, die zur Zeit in meinem Kopf ist.
Wann gehts weiter?
Und hast du das jetzt gerade geschrieben, oder sind das auszüge von dem, was du damals mit Don geschrieben hast?
Aaalso
Mit Don hatte ich nie wirklich was zu dem Thema verfasst; es gab ein paar Sachen, die ich geschrieben habe, die er nicht so recht mochte, und ein paar Sachen, die er geschrieben hat, die nicht so ganz in mein Konzept passten.
Was ich hier schreibe, ist alles neu. Der Eintrag von Sonntag jetzt diente neben der Chraktereinführung vor allem dazu, mich aus der Flummi-Geschichte so rauszulavieren, dass es trotzdem noch in meinen groben Plan passt — konkret, dass Betty und Jessica überhaupt nicht zusammen wohnen. Ich habe lediglich eine alte Szene von mir, die ich noch verbraten will. (Und die Festivalszene basiert lose auf einer Geschichte, die Don mal vom Roskilde-Festival erzählt hat.)
Natürlich will ich hier nichts posten, was eigentlich von Don stammt. Da wir nie die gleiche Geschichte erzählen wollte, sollte das aber leicht möglich sein, mit Ausnahme der Charaktere Markus und Jan — und so einer Art "Ur-Betty" —, die wir grob zusammen entwickelt haben. (Deshalb hat er auch noch ein Veto-Recht für dieses ganze Unterfangen.)
Ach so, und die Verwirrung in deinem Kopf ist doch normal, dachte ich? :)
(Wann's weiter geht? Gute Frage. Nicht erst am 2.1., aber wie's aussieht auch nicht vorm Wochenende.)