Weltnichtnervertag

Seitdem ich geschrieben habe, dass die meisten Menschen rauchen, die zu nachtschlafener Zeit auf dem Weg zur Arbeit sind, habe ich tatsächlich morgens keinen einzigen Raucher mehr gesehen. Also, genauer gesagt, seit die Zahl hinterfragt wurde.

Daher ein Experiment: “Etwa 40 % der Jugendlichen zwischen und hören auf ihren Plärr-Handys irgendwelchen Gangsta- oder Aggro-Rap-Mist.”

Wenn jetzt jemand die Güte hätte, die Validität dieser vermutlich auch völlig überzogenen Zahl anzuzweifeln, verschwinden die vielleicht auch plötzlich alle.

(Obwohl ich ja die Vermutung hege, dass es sich hier wie bei Murphys Gesetz verhält, bei welchem eine Zusatzregel besagt: “Du kannst nicht deinen Wagen waschen, damit es endlich regnet.”)
TheRina - 17. Okt. 2006, 14:39

Ich äh...

Da ich vermute, dass wir nur von ganzen Menschen ausgehen und mich sehr arg wundere, dass es bei euch, im Vergleich zu meiner ehemaligen Heimat Berlin, nur 40% der Jugendlichen sind, die der Öffentlichkeit Ohrenkrebs verpassen (womit wir, Christian, wieder bei Benn wären...) und mich innerlich sehr freue, dass bis auf die vielen Techno (Schreibweise?) hörenden Leute hier ich auch schon guten Rock gehört habe und das nicht wenig, beende ich diesen Satz einfach ohne ihn weiter auszuführen. Vielen Dank, zurück zu Monsieur oj nach...na irgendwo zwischen "Norderstedt Mitte" und "Langenhorn Markt".

Stini3 - 18. Okt. 2006, 11:53

Ich glaube, ich benutze einfach zu wenig öffentliche Verkehsmittel.
Und überhaupt, bin ich ziemlich wenig mit fremden Menschen zusammen.
Oh mei, bin ich vielleicht ein Einsiedlerkrebs geworden.
Hm.... das stimmt mich nachdenklich! ...
worship - 19. Okt. 2006, 21:32

ohrenkrebs - überhaupt krebs

Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke
Der Mann:
Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße
und diese Reihe ist zerfallene Brust.
Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.

Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
das war einst irgendeinem Mann groß
und hieß auch Rausch und Heimat.

Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust.
Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?
Fühl ruhig hin. Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.

Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.
Kein Mensch hat soviel Blut.
Hier dieser schnitt man
erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schoß.

Man läßt sie schlafen. Tag und Nacht. - Den Neuen
sagt man: hier schläft man sich gesund. - Nur sonntags
für den Besuch läßt man sie etwas wacher.

Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken
sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.

Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort,
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.

Gottfried Benn

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